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CO2-Emissionen: Kompensationsanbieter im Vergleich
Klimafreundlich leben? Ja klar! Nur: manche Reisen lassen sich kaum vermeiden. Wem aber kann man vertrauen, wenn man seine Treibhausgasemissionen ausgleichen möchte? Ein Selbstversuch zur CO2-Kompensation.
Wer in einer Industrienation lebt, lebt fast automatisch auf Kosten der Klimagerechtigkeit. Kann man sich davon befreien? Am Beispiel der Stadt München hat das Freiburger Öko-Institut berechnet: Im Jahr 2013 kamenauf jeden Einwohner durchschnittlich 11,8 Tonnen CO2-Emissionen. Dagegen lautet das Klimaziel von Paris: 3 Tonnen CO2 pro Person bis zum Jahr 2030. Das eigentliche Ziel –Klimaneutralität – wäre erst bei 0,3 Tonnen pro Person erreicht – fast 40 Mal weniger als heute. Höchste Zeit also, ein Bewusstsein für den eigenen CO2-Ausstoß zu entwickeln und ihn zu reduzieren: Weniger Fernreisen, öfter aufs Fahrrad, Ökostrom, saisonal, regional und vegetarisch essen, Haus isolieren. Wo man das Anheizen des Treibhauses Erde nicht vermeiden kann, verspricht die CO2-Kompensation zumindest einen Ausgleich.
Sogenannte CO2-Rechner helfen, schnell und unkompliziert die Höhe der eigenen Emissionen zu ermitteln. Utopia hat die gängigsten unter die Lupe genommen – vom KfZ-Emissions-Rechner bis hin zur Berechnung aller Alltagsemissionen. Selbst wenn man ein nichtstuender Mensch wäre, käme da einiges zusammen: Manche CO2-Rechner kalkulieren sogar eine bestimmte Menge CO2 als allgemeinen Emissionen aus Industrie, Landwirtschaft und Verwaltung ein, zu der jeder allein durch seine Existenz beiträgt.
Mit dem Rechner des Umweltbundesamtes hat Tina Teucher die Kohlendioxid-Emissionen ihrer Reisen der letzten Jahre berechnet. Doch wie kompensieren? Die Anbieter verfolgen unterschiedliche Philosophien und setzen verschiedene Schwerpunkte. Als TOP 3 haben sich PrimaKlima, Atmosfair und Klima ohne Grenzen herauskristallisiert. Ausführliche Informationen gibt’s im kostenfreien PDF am Ende dieses Beitrags.
Übrigens: Aufforstungen in Deutschland werden von den Initiativen zwar unterstützt, aber nicht im Sinne einer CO2-Kompensation angerechnet. Die Bundesrepublik Deutschland ist im Zuge des Kyoto-Protokolls zu einer Reduzierung ihrer Emissionen verpflichtet. Dafür rechnet sie sich sämtliche Kompensationseffekte deutscher Wälder an. Damit diese Kompensationseffekte nicht ein zweites Mal gezählt werden, erfolgt keine CO2-Zertifizierung über deutsche Projekte.
Die TOP 3 der CO2-Kompensationsanbieter:
PrimaKlima
Rechtsform: | e.V. |
Geschäftsmodell: | CO2-Kompensation durch Erhalt und Aufforstung von Wäldern; Vergabe des PrimaKlima-Siegels |
Wo: | Uganda, Nicaragua, Deutschland, Bolivien |
CO2-Rechner: | ja, für Heizung, Strom, Mobilität, Ernährung und Konsumverhalten; Speicherung und Szenarienberechnung möglich; |
Werbungs- und Verwaltungskostenquote: | 20% |
Siegel: | DZI-Siegel, Initiative transparente Zivilgesellschaft |
Projektstandards: | Gold Standard, VCS, CCBS, Plan Vivo |
Preis: | 15 Euro/Tonne CO2 |
Die Mitarbeiter von „Prima Klima“ e.V. sind Überzeugungstäter mit enormer Expertise rund um das Thema Wälder. „PrimaKlima“ bietet CO2-Kompensationen ausschließlich in Projekten, die nach dem Gold Standard bzw. dem Verified Carbon Standard (VCS) in Kombination mit dem Climate, Community & Biodiversity Standard (CCBS) zertifiziert sind, an. Mit diesen Standards garantieren sie nicht nur den Kompensationseffekt, sondern auch eine nachhaltige Entwicklung am Projektstandort. Ökologische Belange sollen berücksichtigt und die lokale Bevölkerung intensiv in den Entscheidungsprozess eingebunden werden. Die Aufforstungsprojekte ermöglichen die Rückkehr der Artenvielfalt und den Aufbau zukunftsfähiger lokaler Strukturen. Arbeitsplätze und Ausbildungen im Forstbereich, die Anlage von Schutzgräben um die Ackerflächen oder der Umstieg auf den Anbau von Tee, der von Wildtieren nicht gefressen wird, schaffen nachhaltige Einkommensmöglichkeiten für die Menschen vor Ort. Die Website beantwortet die Fragen der „Initiative transparente Zivilgesellschaft“. „PrimaKlima“ e.V. ist vom „Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen“ (DZI) für nachprüfbare Mittelverwendung und eine transparente Informationspolitik als „förderungswürdig“ empfohlen.
www.primaklima.org
Atmosfair
Rechtsform: | gGmbH |
Geschäftsmodell: | Beratungsdienstleistungen, CO2-Bilanzierung und -Kompensation für Unternehmen; Kompensation von Flügen und Kreuzfahrten für Privatpersonen |
Wo: | Mittel- und Südamerika, Afrika, Asien, Deutschland |
CO2-Rechner: | ja, für Flüge und Kreuzfahrten |
Werbungs- und Verwaltungskostenquote: | 10% |
Siegel: | Initiative transparente Zivilgesellschaft |
Projektstandards: | 90% Gold Standard, 10% Gold Standard microscale |
Preis: | 23 Euro/Tonne CO2 |
Die „Atmosfair“gGmbH überzeugt mit der niedrigsten Verwaltungskostenquote der untersuchten Anbieter. Sie setzt sich dabei in erster Linie für eine Reduktion von CO2-Emissionen ein, z.B.durch passgenaue Holzkocher für Menschen in Entwicklungsländern, kleine Biogasanlagen und zum Teil durch regenerative Energien. Das Unternehmen bietet ausschließlich Kompensationen für Bereiche, in denen noch keine CO2-neutrale Technologie zur Verfügung steht, also nur für den Flug- und Schiffsverkehr. Die Kompensation anderer Emissionen fördert „Atmosfair“ nicht, da die Kompensationen den „Status Quo“ in diesem Bereich zementieren bzw. verlängern würden. Atmosfair fördert Gold Standard Projekte, die sowohl den Kompensationseffekt garantieren, als auch Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung vor Ort leisten. Daneben haben auch Kleinprojekte einen Platz im Portfolio, deren Zertifizierung nach Gold Standard zu teuer wäre.
www.atmosfair.de
Klima ohne Grenzen
Rechtsform: | gGmbH |
Geschäftsmodell: | Erstellung von CO2-Bilanzen; Beratung für Unternehmen und einzelne Veranstaltungen; Kompensation von CO2 für Privatpersonen |
Wo: | Mittel- und Südamerika, Afrika, Asien, Deutschland |
CO2-Rechner: | ja, für Mobilität, Wohnung, Konsum und allgemeine Emissionen |
Werbungs- und Verwaltungskostenquote: | 15% |
Projektstandards: | Gold Standard |
Preis: | 22 Euro/Tonne CO2 |
Die „Klima ohne Grenzen“ gGmbH kompensiert Emissionen durch Projekte mit effizienter Energienutzung und regenerativen Energien in Entwicklungsländern. Dazu gehören Biogasanlagen, Wasserkraftwerke und Trinkwasserfilter.„Klima ohne Grenzen“ informiert, berät und bilanziert zur CO2-Thematik. So ist z.B. auch die Berechnung und Kompensation von Veranstaltungen möglich, was bspw. die Vereinten Nationen für ihre „Rio+20“-Konferenz zu nachhaltiger Entwicklung im Jahr 2012 nutzten.
www.klimaohnegrenzen.de
Tina Teucher beschäftigt sich in ihrer Arbeit intensiv mit Biodiversität, Ökosystemen und Kreislaufwirtschaft. Deshalb liegt für sie die CO2-Kompensation mit den Aufforstungsprojekten von „PrimaKlima“ e.V. als Kompensationsanbieter nahe. Ihr Beitrag von 172,20 Euro zu den Baumpflanzungen kompensiert 11,5 Tonnen Reiseemissionen der letzten drei Jahre. Die damit geförderten Wälder sorgen nicht nur für den Erhalt bzw. die Rückkehr der Biodiversität in Flora und Fauna: Die Wurzeln der Bäume machen auch den Boden fruchtbarer und verbessern die Fähigkeit Wasser zu speichern. Sie schützen damit die lokale Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen des Klimawandels – wie Dürren und Überschwemmungen. Außerdem unterstützt die Ausgleichszahlung die Schaffung zukunftsfähiger Strukturen vor Ort: Elefantengräben bewahren Ernten, Kaffeepflanzen genießen den Schatten der Bäume, in Forstwirtschaft und Ökotourismus entstehen Arbeits- und Ausbildungsplätze.
Auch für die Zukunft gilt der Dreiklang:
- Vermeiden
- Reduzieren
- Kompensieren.
Nur in dieser Rangfolge zur Nachahmung empfohlen!
Das kostenlose PDF „Hintergrundinfos & Anbieter im Vergleich“ bietet einen ausführlichen Vergleich verschiedener Kompensationsanbieter.
Auch der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.) bietet in einem PDF eine gute Übersicht über Kompensationsanbieter.
Tina Teucher ist Moderatorin zu den Themen Zukunftskompetenz und Corporate Social Responsibility. Sie bringt als Nachhaltigkeitsexpertin über 8 Jahre Erfahrung in Themen wie Sustainable Leadership, Unternehmensethik und grüne Innovationen in ihre Arbeit ein. Zu ihren Kunden zählen sowohl internationale Konzerne, als auch mittelständische Unternehmen, Umweltorganisationen und Social Businesses.
Der Newsletter von Tina Teucher informiert etwa viermal jährlich über aktuelle Nachhaltigkeitsthemen.